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Flame:

Ich saß wie sooft in letzter Zeit auf dem niedrigen blauen Sessel.
Ich schlug das Buch zu und lehnte mich an die Rückenstütze.
Ich ließ den Blick durch das Zimmer schweifen und wie immer blieb er an ihr haften.
Doch sie war nicht mehr das Mädchen das ich einst liebte.
Ihre giftgrüne Augen, die sonst immer mit ihrem bildhübschen Lächeln um die Wette strahlten waren leer.
Erfüllt von einer unendlichen Leere.
Vielleicht lag auch ein Funken Trauer in ihnen, aber vermutlich bildete ich mir das nur ein. Wahrscheinlich wäre ich sogar glücklicher gewesen, wenn abgrundtiefer Hass zu sehen wäre. Jedoch fand ich letzteres nicht.
Ich fand keine Gefühle, nur endlose Leere.
Ihre schmalen Lippen bildeten eine gerade Linie.
Von ihrem Lächeln keine Spur.
Die Sommersprossen waren blass.
Nun ja, das waren sie immer, aber wenn sie lachte könnte man sagen sie leuchten.
Ihre kastanienbraune Haare fielen ihr stumpf über die Schultern. Nicht einmal die wenigen blonden Strähnen brachten den Locken ihren Glanz zurück.
,,Oh April! was hast du nur gemacht…’’

Forest:
Mein Blick war starr geradeaus gerichtet. Auf die Pinnwand am Ende des Raumes.
Wenn jemand fragen würde; wieso gerade auf die Pinnwand?
Wäre meine Antwort nichts weiteres als ein: irgendwohin muss ich ja hinschauen.
Eigentlich waren die Gründe ganz andere.
Fangen wir mal damit an, dass ich meinen Kopf nicht bewegen konnte, so sehr ich es auch wollte. Theoretisch war in den letzten drei Wochen alles gegen meinen Willen gewesen, aber lassen wir dies mal unbeachtet.
Wieso gerade auf die Pinnwand hatte auch seine Gründe.
Nicht dass ich ganz viele Optionen hatte.
An der Pinnwand hingen Fotos. Viele Fotos. Aber nicht irgendwelche Fotos.
Nun, in den Augen der anderen vermutlich schon, in meinen nicht.
Meine engste, netteste, mutigste und einzige Freunde waren dort zu sehen.
Am Besten gefiel mir das Gruppenfoto, das Flame letzte Woche mitgebracht hatte.
Alle 6 waren wir drauf zu sehen.
Wir, die die die Halstücher am Kopf trugen um die Haare aus dem Gesicht zu halten.
Wir, die mit den zerrissenen Camouflage-Hosen.
Wir, die mit den zu großen schwarzen T-Shirts.
Wir, die Devils.
Von links nach rechts standen da: Water, dann Night, daneben Leaf, Wind, Flame und ich, Forest.
Ich hörte Flames Stimme, die wie durch Watte in meine Ohren drang.
,,Oh April! Was hast du nur gemacht…’’
Und als hätten diese 2 Sätze mir die Kraft gegeben die ich die ganze Zeit gebraucht hatte murmelte ich 3 Worte in einer brüchigen Stimme
,,Ich heiße Forest…’’

Leaf:
Ich klopfte leise an die moderne Holztür, die zum Krankennest des Waisenheims führte.
Die kleine, recht pummelige Madame Kershine öffnete die Tür.
,,Wieder Miss Wheeler?’’ Da ich Forest jeden Tag besuchte musste sie es so langsam wissen.
,,So ist es Madame!’’ antwortete ich höflich.
,,Die Zimmernummer muss ich ihnen wohl nicht mehr sagen und falls sie es doch vergessen haben sollten, Nummer 37.’’
Das sagte sie immer. Jeden einzelnen Tag.
,,Vielen Dank’’ bedankte ich mich und die Krankenschwester lächelte
,,Immer wieder gerne’’
Ich schlenderte den Gang entlang und öffnete, diesmal ohne zu klopfen, die drittletzte Tür.
Ich beachtete Flame und Forest erst einmal nicht und hing ein neues Foto an die Pinnwand.
Zu sehen war Madame Dorcut mit einer Schweinenase.
Hinter mir ertönte ein Lachen.
Nicht Flames raues Lachen, nein, das Lachen, das ich die letzten 3 Wochen so sehr vermisst hatte.
Ich drehte mich blitzschnell um.
,,Hi Leaf…’’ flüsterte Forest
,,Du redest?’’ Freudentränen kullerten meine Wangen hinunter.
,,Wenn ich diese hier mitzähle genau 13 Worte…’’ murmelte sie

Night:
Leute, Leute!’’ ich rannte lärmvoll die Treppen zum Rastsaal hoch.
Den Lärm, der aus dem Raum drang beachtend, konnte man es wirklich nicht Rastsaal nennen. Egal.
Ich stieß die Tür auf und suchte Water und Wind mit dem Blicke.
Nach einer Weile entdeckte ich sie tuschelnd in einer Ecke und winkte sie zu mir.
Als sie vor mir standen ratterte ich die gute Nachricht hinunter
,,Ihr müsst mitkommen! Forest ist wach!’’
,,Das war sie immer’’ brummte Wind.
Erst jetzt bemerkte ich ihre sorgenvolle Gesichter.
Aber momentan war mir das herzlich egal.
,,Boah ey Alter! Sie! Ist! Aus! Ihrem! Trance! Erwacht!’’
schrie ich fast und betonte jede einzelne Silbe.
,,Ist schon okay, wir kommen ja mit…’’ meinte Water seufzend.
Ich trat wieder aus dem Saal und hielt ihnen die Tür offen.
Sobald diese in Schloss gefallen ist brummte ich:
,,Mann Leute, was ist los? Ihr freut euch ja nicht einmal!’’
Die beiden wechselten einen vielsagenden Blick bevor Water erklärte
,,Madame Dorcut meint, wenn wir jetzt gehen, werden auch im Winter die Türen für uns geschlossen bleiben…’’

Water:
Ich stöberte in den Regalen nach einem Buch, das Forests Krankheit erklären könnte.
Das tat ich oft.
Also nicht nach Bücher für Forests Krankheit suchen, sondern in den Regalen stöbern.
Schließlich fiel mir ein Buch ins Augen: 1001 Krankheiten
Ich zog es aus dem Regal, sah mir kurz die vergilbten Seiten an und steckte es dann in meine Tasche.
Ich winkte der Bibliothekarin, zu und quittierte dann den Raum, die genervte Madame Live allein zurücklassend.
Das recht schwere Buch knallte mir immer wieder gegen die Beine als ich den Gang entlang stürmte.
Ich stieg die Wendeltreppe am Ende des Ganges hoch bog dann nach rechts in den Mädchenschlafsaal.
Die 50 weiße Hochbette die regelmäßig angeordnet nebeneinander standen machten mich immer noch verrückt.
Alle gleich weiß, alle gleich hoch, alle genau den gleichen abstand zum Bett nebenan.
Ich ließ mich auf das letzte Bett der ersten Reihe fallen.
Ich schlug das Buch auf und blätterte random drin.
Als mir schließlich eines der Bilder gefiel fing ich an zu lesen.
Hitarferitis
Der Name sagte mir nichts.
Ich las mir die Symptome durch. Nachlassen von Kräften. Kann zu Übermüdung führen und es ist möglich dass der Betroffene nicht mehr spricht.
Wie bitte? Quatsch dieses Buch.
Auch die nächsten vergilbten Seiten enthielten keine nützliche Informationen. Ganz im Gegenteil.
Die meisten Krankheiten sagten mir nichts, waren unbekannt und sehr selten.
Vermutlich war Forest auch nur unter Schock. Vermutlich.
Sicher war ich mir nicht.
Ich schlug das Buch wieder zu steckte es zurück in meine Tasche und trat wieder aus dem Schlafsaal.
Ich stieg weitere Treppen hoch.


Wind:
Ich hörte das Sofa jedes mal wenn einer sich drauf setzte ein klägliches Knarren ausstoßen. Eigentlich war nicht nur der Sessel genervt vom ständigen sitzen und aufstehen Waisen, sondern auch ich da das Sofa immer wieder nachgab unter ihrem Gewicht. Nicht dass alle sonderlich dick wären, was mit diesem (*hüstel*) sehr leckeren Essen unmöglich ist.
Keiner war hier dick.
Davon abgesehen dass das Essen keinem schmeckte konnte man auch nicht sagen dass die Portionen groß sind.
So, wie gesagt saß ich im Rastsaal auf einem riesigen Sofa auf dem sich viel zu viele Leute niederließen.
Leises Quietschen einer alten (sehr alten) Tür.
Water stürmte hinein und ließ sich neben mir nieder. Wieder ein klägliches Knarren.
Wie immer hatte sie ein Buch dabei, das sie sofort aufschlug.
,,Was liest du denn jetzt schon wieder?’’ ich hatte es wohl nicht geschafft den genervten Unterton zu verbergen, denn Water hob sofort stöhnend den Kopf.
,,Weißt du es ist nicht mein Problem, wenn du noch nie an den Unterrichtsstunden des Heims teilgenommen hast und mit 16 immer noch nicht lesen kannst!’’
,,Mann, ich will nur wissen WAS du liest nicht WIE du liest. Und außerdem ich war heute morgen erst bei Madame Kershine und Doktor Schneider und nachher bei Madame Dorcut. Madame Kershine und Doktor Schneider meinten Forest sei in circa 1 Woche wieder auf den Beinen. Also bin ich zu Madame Dorcut gegangen um ihr Bescheid zu geben dass wir in 1 Woche gehen. Ihre Reaktion, ich zitiere: Ihr nützt diese Heim doch nur aus. Wenn ihr jetzt geht, dann kommt im Winter auch nicht wieder. Dann bleiben die Türen geschlossen…’’

Sehr interessanter Anfang für eine Geschichte^^ Freue mich auf die Fortsetzung, sofern es eine geben wird. Ich muss schon sagen, Respekt für die wenigen Rechtschreibfehler; das kommt nicht allzu oft vor^^ xD

Dankeee^^
Ich arbeite an der Fortsetzung^^

Okay.