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Forum - "In deiner Schuld"

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Leopardenherz und Wirbel umdTornado (Gast)
20.07.2017 08:33[zitieren]
Mega cool von allen dreien
Löwenjunges
(733 Posts bisher)
20.07.2017 12:54[zitieren]
"Viel Spaß." Luka grinste. "Wird schon schief gehen." Ich boxte ihm gegen die Schulter. "Dir kann in deinem Malkurs auch nichts passieren." Er lachte. "Vielleicht verschluck ich ja 'nen Pinsel." Ich stöhnte gespielt genervt. "Während ich Karate lerne, versuchst du, dich vor den Pinseln zu retten, oder was?" "Es ist kein Karate", sagte Luka. "Es ist ein allgemeiner Kampfsport mit allen Grundlagen und den verschiedensten Techniken." "Besserwisser." Ich sah auf die Uhr. "Bis dann." "Bis dann." Wir trennten uns und ich machte mich auf den Weg zur Turnhalle. Ich mochte das große, graue Gebäude noch nie. Vielleicht lag es daran, dass ich in Sport eine Niete war. Wieso auch musste ich auf Luka hören?? Ich schwor mir, es nie wieder zu tun, und wusste gleichzeitig, dass ich es nicht halten können würde.

Herr Vheynes war ein großer, muskulöser Mann mit einem auf wenige Zentimeter gestutzten Bart, der ihm gut stand. Er trug ein lockeres Shirt und lange Jogging-Hosen, in deren Taschen er seine Hände vergraben hatte. Ich musterte ihn aufmerksam und stellte mir ihn als Mathelehrer vor. Würde zu ihm passen. Er wäre zwar eher einer von der ausgefallenen Sorte, doch dumm sah er nicht aus - ganz im Gegenteil. Außer mir waren noch vier weitere Schüler und drei Schülerinnen anwesend. Herr Vheynes wies uns an, uns in einer Reihe aufzustellen und ließ uns anschließend einige Aufwärmübungen machen. "Wir wollen gar nicht lange quatschen", hatte er gesagt. "Wir fangen gleich mit dem Training an." Er nannte uns bei Namen. Ich prägte mir schnell die der anderen ein.

"Und?" "War ganz interessant." "Was habt ihr so gemacht?" "Erstmal Unmengen von Aufwärmübungen, bevor wir mit dem Wesentlichen anfingen", erzählte ich. Luka hatte mich vor der Sporthalle erwartet und nun verließen wir gemeinsam die Schule. "Was hast du so gelernt?" Am Waldrand blieben wir stehen. Während ich durch den Wald musste, führte sein Schulweg außen daran vorbei. "Heute haben wir nur Abwehrtechniken durchgenommen." "Morgen dann Angriff?" Er schlug mir freundschaftlich auf den Rücken. "Dann kann dich keiner mehr so leicht in den See werfen." Ich grinste. "Stimmt." "Bis dann, Siver." Er winkte mir zu. "Ciao." Ich verließ die Straße und schlenderte in den Wald. Die Stunden mit Herrn Vheynes waren anspruchsvoll, aber bisher war es so, dass selbst ich gut mitkam. Es hatte wahrhaftig Spaß gemacht und ich ertappte mich dabei, dass ich mich auf diesen Sport freute. Vor allem aber auch, weil es ungeheuer nützlich war, ein paar Techniken draufzuhaben.

Meine gute Stimmung verschwand, als ich Mama am Küchentisch weinen sah. Ich blieb mit etwas Abstand stehen, wusste nicht, ob ich zu ihr gehen oder sie allein lassen sollte. Schließlich gab ich mir einen Ruck und trat zu ihr, umarmte sie von hinten, vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, wie damals, als ich noch klein gewesen war. Ich schwieg, wusste nichts zu sagen. Ein einfaches "Was ist los?", würde den Schmerz, der sie zum Weinen brachte, nur noch verstärken. Sie hob den Kopf, wischte sich mit dem Arm über die nassen Wangen. "Siver... Ich hab... dich gar nicht kommen hören." Ich antwortete nicht, nickte nur leicht. Sie löste sich aus der Umarmung, in dem sie aufstand. Ich schaute zu ihr hoch, in ihre roten Augen, die von verschmierter Wimperntusche eingerahmt, noch trauriger aussahen. Sie wischte sich erneut übers Gesicht; ihr Arm war schon ganz schwarz. "Es tut mir leid", sagte sie mit rauer Stimme. Wortlos reichte ich ihr ein Taschentuch, das sie dankbar annahm.

Wir saßen draußen in dem kleinen Vorhof des Hauses auf zwei rostigen Klappstühlen. Sie hatte sich eine Zigarette angezündet, sog an dem glimmenden Tabakröllchen und beruhigte sich langsam. Ich starrte auf die vielen Bauten, die vor uns lagen. Die Aussicht war unglaublich; das Haus stand auf einer Anhöhe am Rande der Stadt. Es wurde schon dunkel. Die Sonne kletterte hinter den Horizont. Die Projekttage fanden, anders als die normalen Schultage, von morgens um 9 Uhr bis nachmittags um 17 Uhr statt. Mittagessen gab es zu kaufen, was ich aber nie tat. Eigentlich hatte Mama Schicht bis 22 Uhr, weshalb ich mich über ihre Anwesenheit wunderte, jedoch nicht nachfragte. Ich ließ ihr die Freiheit, die sie gerade brauchte. Ich wusste, wie es war, müde und erschöpft nach Hause zu kommen und dennoch nicht mit den Problemen des Tages abschließen zu können. Letztendlich fing sie doch an zu sprechen. "Es geht um unsere Wohnung, Siver. Der Vermieter rief mich an und verlangte das Geld der letzten zwei Monate." Sie schluchzte kurz auf und nahm sich eine neue Zigarette. "Er wollte den Vertrag kündigen. Ich konnte ihn überreden, noch zu warten, aber... Wie lange soll das so weitergehen?" Der Geruch der Zigarette stieg mir in die Nase, als der Wind sich drehte. Er kratzte mir im Hals, doch ich wollte sie nicht durch mein Husten unterbrechen und blieb stumm. "Ich sollte dich nicht mit so etwas belasten..." "Nein", warf ich ein. "Ich bin froh, dass du es mir sagst. Ansonsten würde ich mir noch viel mehr Sorgen darüber machen, was los ist." Sie musterte mich besorgt, nickte dann aber. Ich räusperte mich, um den Hustenreiz wegzubekommen und ärgerte mich deswegen. "Mama. Ich danke dir für dein Vertrauen in mich." Sie schnippte die Zigarette auf den Boden und schloss mich fest in die Arme.
Blitzjunges
(764 Posts bisher)
20.07.2017 13:31[zitieren]
Ich find s schön. Gut geschrieben
Tornadojunges (Gast)
20.07.2017 15:50[zitieren]
Ich auch
Löwenjunges
(733 Posts bisher)
20.07.2017 23:00[zitieren]
"Siver! Tiefer in die Knie! Julie, halt die Faust höher. Dein Gegner ist so groß wie du!! Leo, Nyck!! Hört auf zu quatschen!" Herr Vheynes schritt durch die zwei Reihen und kommentierte unsere Haltungen. Seine Stimme war tief, aber auch scharf. Selbst Nyck folgte unwillkürlich seinen Anweisungen; wie auf Knopfdruck verstummte er. Bewundernswert. Ich versuchte, mich tiefer zu stellen und geriet ins Schwanken. Mein Gegenüber kicherte verhalten. Ich kniff die Augen zusammen und suchte eine stabile Position. Meine Beine begannen vor Anstrengung zu schmerzen. Wieso musste Herr Vheynes Finn so lange erklären, wofür diese Technik gut war? Ich streckte die Beine durch und entspannte meine Knie. Genau in diesem Augenblick drehte der Lehrer sich um. "Siver! Gerade von dir hätte ich mehr erwartet!" Ich verfiel sofort wieder in meine ursprüngliche Stellung und biss mir verärgert auf die Lippe. "Uuund... Schlag!" Die Reihe, in der ich stand, tat einen Schritt nach vorne und schlug mit knappen Abstand nach ihren Gegenübern. Ich stolperte über meine eigenen Füße und knallte der Länge nach hin. Die ganze Gruppe begann zu lachen. Schamesröte stieg mir ins Gesicht. Warum immer ich? Eine Hand packte meinen Oberarm und zog mich auf die Beine. Herr Vheynes musterte mich kritisch. Ich strich verlegen über meine Jogging-Hose.

„Wofür diese nervigen Aufwärmübungen, Herr Vheynes?“, nörgelte Leo. „Können wir nicht gleich mit dem Training anfangen?“ Der Lehrer drehte sich langsam zu ihm um. „Wie alt bist du, Leo?“ „Ich bin dreizehn, wieso?“ „Dann solltest du wohl schon selbst darüber nachdenken können.“ „Also ich fänd´s ja besser, wenn wir nur diese Übungen machen. Training ist viel anstrengender“, raunte Finn einem der Mädchen zu. „Das hab ich gehört, Finn!“ Herr Vheynes trat vor ihn. „Tiefer in die Knie.“ Ich seufzte leise. Anscheinend sein Lieblingssatz... Finn korrigierte seine Stellung und auch ich überprüfte meine nochmal, wobei ich merkte, dass meine Beine schon wieder zu zittern anfingen. „Finn...“ Herr Vheynes drehte sich um und musterte jeden einzelnen von uns, die wir in einem Kreis um ihn standen. „Und diese Frage gilt für alle anderen auch... Wofür trainieren wir?“ Julie meldete sich und sprach schon, bevor sie dran genommen wurde. „Um uns in Notsituationen verteidigen zu können.“ „Ganz richtig“, sagte der Lehrer und ignorierte geflissentlich, dass sie nicht auf seine Aufforderung zu sprechen, gewartet hatte. „Wir werden doch niemals so gut“, murmelte ein Junge, dessen Name mir entfallen war. „Kannst du das mit Gewissheit sagen?“, fragte Herr Vheynes. Darauf antwortete keiner und er fuhr fort. „Was die Zukunft bringt, ist ungewiss und liegt zum Großteil nur an euch. Denn auch der Kieselstein löst Lawinen aus und der kleine Fluss wird im Lauf der Zeit eine Schlucht erschaffen.“ Unwillkürlich begann mein Herz schneller zu schlagen, während sich Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete. In der Sporthalle herrschte absolute Stille. „Gebt niemals auf. Es lohnt sich zu kämpfen.“ Herr Vheynes fixierte den Jungen, der eben gesprochen hatte. „Würdest du für die Wahrheit und die Gerechtigkeit kämpfen?“ „Ähm... Klar?“ Der Blick des Lehrers verdunkelte sich fast unmerklich und er drehte sich zu Leo. „Was ist mit dir? Würdest du kämpfen? Würdest du Opfer bringen?“ „Kommt drauf an“, meinte der und knetete nervös seine Hände. „Auf was?“ „Was die Opfer sind...“ „Nehmen wir an, du kämpfst für deine Familie.“ „Dann ja. Klar. Ich mach alles für die.“ „Würdest du für sie töten?“ „Wie bitte? Was?“, stotterte Leo nervös. Doch Herr Vheynes drehte sich erneut um, blickte in verwirrte und entsetzte Gesichter. Als Letztes wandte er sich an mich. „Siver. Würdest du für etwas kämpfen, dass dir wichtig ist? Würdest du dafür... töten?“ Kurz war ich überfordert, doch der Moment dauerte nur wenige Sekunden, ehe ich antwortete, und die Worte kamen, ohne, dass ich sie wusste, ohne, dass ich sie dachte. „Ich würde dafür sterben, Herr Vheynes.“ Und seine Augen hellten sich auf, während sein Mienenspiel unveränderlich blieb. „Ich wage zu behaupten, dass Töten schwieriger ist als das Sterben.“

Missmutig stand ich vor der Sporthalle. Es war der vorletzte Tag vor den Ferien und damit der Letzte der Projektwoche. Und ich hatte mich geirrt. Wie hatte ich nur erwarten können, Kampfsport würde mir Spaß machen? Vielen Dank, Luka. Ich seufzte. Es war nicht seine Schuld. Da Herr Vheynes uns immer punktgenau um 17 Uhr entließ, musste Luka sich wohl verspätet haben. Ungeduldig starrte ich Richtung Schulgebäude. Als er nach 10 Minuten noch immer nicht auftauchte, beschloss ich, ohne ihn zum Wald zu laufen. Ich musste nach Hause, Essen machen. Ich lief gerade los, da hörte ich in der Nähe lauter werdende Stimmen. Neugierig geworden, obwohl ich in Eile war, schlich ich um die Sporthalle. Auf dem Parkplatz dahinter, der meist gar nicht benutzt wurde, entdeckte ich drei Jungen. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, doch sie schienen zu streiten. Zwei gegen einen, das merkte ich sofort. So leise wie möglich trat ich näher heran. Sie schienen mich nicht zu bemerken, waren zu vertieft. Einer der Jungen begann den anderen zu schubsen. Der Dritte lachte. Mit Entsetzen erkannte ich, dass der Kleinere der Drei Luka war. Die anderen waren nicht von dieser Schule. Mit dreckbeschmierten Hosen stand er wieder auf. "Ihr habt mir gar nichts zu sagen!" Seine Stimme war hoch und schrill. Ich ballte die Fäuste. "Halt dich von dem Fettsack fern, hast du mich verstanden?", drohte der, der ihn eben geschubst hatte. Mit wutverzerrtem Gesicht schüttelte mein bester Freund den Kopf. Was tust du!?, schrie ich ihn in Gedanken an. Ich wusste, wen sie meinten. Ich war der "Fettsack". Mein Verstand brüllte mich an, zu bleiben, wo ich war, doch mein Herz schrie lauter. Mit wenigen Schritten hatte ich die beiden Jungen erreicht und schlug dem Größeren mit all meiner Kraft ins Gesicht. Er heulte auf, fluchte. Ich hatte seine Nase getroffen, aus der jetzt Blut lief. Ich wollte noch einmal zuschlagen, doch der andere hatte sich aus seinem Schrecken erholt und packte mich von hinten. "Mach ihn fertig, Rico!", rief er. Hektisch versuchte ich, ihn abzuschütteln. Der Junge namens Rico baute sich vor mir auf. Noch immer floss ihm das Blut aus der Nase und beschmierte sein Shirt. Wo ist Luka? Ich schaute mich um, konnte ihn nicht finden. Er musste hinter mir sein. Gleich darauf löste sich der Junge von meinem Rücken. Ich drehte mich um. Luka hatte ihn von mir weggezerrt. Rico stieß mich beiseite und kam seinem Freund zur Hilfe. Mit einem gezielten Schlag lag Luka am Boden; stöhnend, schluchzend. Ich wollte zu ihm, doch die anderen fassten mich an den Armen. Während Rico mich festhielt, stellte sich der andere vor mich. Grinsend. Er spuckte mir ins Gesicht, bevor ich mich wegdrehen konnte. In der Ferne waren Stimmen zu hören. Erleichtert atmete ich aus. "Hey, Leute, kommt ma' her!!", brüllte Rico. Und die Stimmen kamen näher. Nein.. Bitte nicht. Ich ließ hoffnungslos den Kopf hängen. Verdammt. Rico lockerte seinen Griff und winkte. Ich biss die Zähne aufeinander und riss mich los. Zufrieden hörte ich Rico überrascht nach Luft schnappen. Das verschaffte mir Zeit, das könnte mich retten. Mich... und Luka. Sie mussten mir folgen! Ich wirbelte herum. "Ihr verdammten Arschlöcher!", schrie ich. "Ihr könnt nicht mal mich, den Fettsack, fangen!!" Sie sprinteten los. Ich rannte an der Seite der Turnhalle entlang. Sie waren zu sechst. Und schneller... Ich entfernte mich von den großen Gebäuden. Die Gefahr, in einer Sackgasse zu landen, war zu groß. Energie, Adrenalin schoss durch meinen Körper. Ob es an meiner Angst lag, oder an der wilden Entschlossenheit, zu entkommen und Luka zu retten... Meine Lunge war gefühlt kurz vorm Zerbersten, doch ich merkte, dass das Training mit Herrn Vheynes, sei es auch nur eine Woche gewesen, meine Ausdauer deutlich verbessert hatte. Häuser standen zu beiden Seiten der Straße, die ich entlang rannte. Dennoch war der Stadtteil menschenleer. Sie hetzten mich zwischen zwei Bauten, drängten mich in die schmale Einfahrt. Und ich saß in der Falle. Es war dunkel hier, die Sonne stand hinter den Dächern. Der Platz war in Finsternis getaucht. Zitternd lehnte ich an der Hauswand und wusste genau, was mich jetzt erwarten würde. So oft durchlebt, so oft gespürt. So oft Mama belogen... Das bösartige Glitzern ihrer Augen war nicht zu übersehen. Ich schaute meinen Feinden in die Augen, tat ich immer. Selbst, wenn es sie nur provozierte, nur noch mehr anstachelte. "Was willst du jetzt machen, hm?" "Jetzt kannst'e nicht mehr davonrennen." "Kleiner Pisser." Sie mussten älter als 12 sein. Ich grub mir die Nägel in die Handflächen. Der Schmerz war schwach, im Gegensatz zu dem, was nun kommen würde. Sie traten näher, wollten mich packen. Ich bereitete mich innerlich auf das Kommende vor.

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